Kreis Borken / Vreden. Der Bau des Kulturhistorischen Zentrums ist seit dem Spatenstich am 7. Januar dieses Jahres in vollem Gange. Auch die inhaltlichen Arbeiten der Kulturfachleute – unter anderem rund um das Konzept der neuen Dauerausstellung, die vielfältigen Fortbildungsangebote für Kulturakteure der Region und die Etablierung außerschulischer Lernangebote – werden mit Nachdruck fortgeführt.
Von den aktuellen Entwicklungen haben sich nun Vertreterinnen und Vertreter der CDU-Fraktion der Landschaftsversammlung Westfalen- Lippe im Rahmen ihrer regionalen Sommerbereisung ein eigenes Bild gemacht. Die aus dem gesamten Verbandsgebiet stammenden Mitglieder wurden vom Ersten Beigeordneten der Stadt Vreden, Bernd Kemper, und Landrat Dr. Kai Zwicker begrüßt. Projektmanager Michael Weitzell informierte die Gäste über Hintergründe und Zielsetzungen sowie die wesentlichen Meilensteine des Projektes. Die ausstrahlende Wirkung des Kulturhistorischen Zentrums für die gesamte Region veranschaulichte Nina Rockrohr, Mitarbeiterin des Kulturbereichs des Kreises Borken, anhand des in Abstimmung mit den Schulen erarbeiteten Archivmoduls „Der Erste Weltkrieg im Westmünsterland“. Diese in Anlehnung an die Lehrpläne entwickelte Unterrichtseinheit ermöglicht es Schulklassen der Region, die Ereignisse und Auswirkungen des Ersten Weltkriegs im Westmünsterland mit Hilfe von originalen Quellen aus den kommunalen Archiven näher zu bringen.
Im Anschluss führte Hubert Grothues, leitender Kreisbaudirektor des Kreises Borken, die Gäste zur Baustelle und verdeutliche die baulichen Abläufe und Ausmaße des rund 13,5 Millionen Euro teuren Investitionsvorhabens:
Rund 24.300 Kubikmeter umbauter Raum mit einer Nutzfläche von rund 4.100 Quadratmetern wird das Zentrum nach Fertigstellung wie berichtet umfassen. Davon verteilen sich rund 1.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf das Haus. Hinzu kommen unter anderem ungefähr 550 Quadratmeter an Forschungs- und Lehrbereichen, etwa 250 Quadratmeter für Zentrale Nutzungen wie ein Multifunktionsraum für über 100 Personen sowie 600 Quadratmeter, die für Magazinflächen, eine Sammlung und Werkstätten vorgesehen sind. Mit seinen vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten soll das Kulturhistorische Zentrum als kultureller Knotenpunkt der Region dienen.
Für die Fassaden des Gebäudeensembles werden rund 130.000 Klinkersteine auf einer Außenfläche von etwa 2.000 Quadratmetern verbaut. Insgesamt 2.000 Kubikmeter Beton, 175 Meter Stahlträger und 250 Tonnen Bewehrungsstahl sichern die Stand- und Tragfähigkeit. Den Strom transportieren insgesamt mehr als 19 Kilometer lange Leitungen, die in den Wänden verlegt werden. Neben 222 LED-Strahlern, die den Ausstellungsbereich beleuchten werden, ist mit mehr als 240 Brandmeldern für Feuerschutz gut gesorgt. Das Gebäude wird drei Aufzüge beinhalten, die die vier Etagen barrierefrei zugänglich machen. Und auch im Winter wird im Kulturhistorischen Zentrum niemand frieren müssen: Rund 14 Kilometer Fußboden- Heizungsrohre werden verlegt, um rund 2470 Quadratmeter Fußbodenfläche und weitere 80 Heizkörper ausreichend mit Warmwasser zu versorgen.
Die Vertreterinnen und Vertreter der Landschaftsversammlung zeigten großes Interesse an den bisherigen Entwicklungen und wünschten viel Erfolg für den weiteren Projektfortgang. So unterstützt der LWL das Kulturhistorische Zentrum Westmünsterland mit Fördermitteln für den Bau, die Einrichtung und die Restaurierung von Ausstellungsobjekten. Eine erste Förderung in Höhe von rund 620.000 Euro wurde bereits im Dezember 2014 bewilligt. Der Kreis Borken und die Stadt Vreden hoffen auf eine zweite Teilförderung in Höhe von rund 270.000 Euro, die insbesondere für inklusionsbezogene Einrichtungsmaßnahmen eingesetzt werden soll.
Zum Hintergrund: Kulturhistorisches Zentrum
Im Rahmen der Regionale 2016 verfolgt der Kreis Borken gemeinsam mit der Stadt Vreden das Projekt „Kulturhistorisches Zentrum Westmünsterland“. Unter einem Dach sollen bisher nebeneinander geführte Einrichtungen – das Hamaland-Museum, das Landeskundliche Institut Westmünsterland, die historischen Teile des Kreisarchivs und des Archivs der Stadt Vreden sowie die Kulturarbeit des Kreises Borken – zusammengeführt werden. Dadurch entsteht am Standort Vreden ein „Knotenpunkt“, der das kulturelle Gesamtprofil der Region stärkt und die Identität mit der Region fördert. Geleitet wird das Projekt von dem Gedanken, im Rahmen der kulturellen Bildung neue Lernprozesse in der Wahrnehmung von Kultur zu entwickeln. Im Zuge dessen soll der Öffentlichkeit das kulturelle Erbe der Region in besonderer Qualität und Attraktivität angeboten werden. So werden künftig Fachleute aus Wissenschaft, Kulturvermittlung und Präsentation dort Ausstellungen, Führungen, Projekte, Lernmodule für Schulen und Publikationen gemeinsam erarbeiten und sich dabei auf die verschiedenen Nutzergruppen von Jung bis Alt einstellen.
Das neue Zentrum soll überdies Kultureinrichtungen und Initiativen beiderseits der Grenze darin unterstützen, ihr Profil und ihre Angebote zu schärfen sowie gemeinsame Strategien für die Vermarktung zu entwickeln. Archive, Museen und andere Kulturinstitutionen und – initiativen sollen zudem Hilfestellung dabei erhalten, sich zu außerschulischen Lernorten zu entwickeln. Gleichzeitig kommt dem „Kulturhistorischen Zentrum Westmünsterland“ die Aufgabe zu, Transparenz über die vielfältigen kulturellen Bildungsangebote im deutsch-niederländischen Grenzraum und ihre inhaltlichen Bezüge untereinander zu schaffen.
Weitergehende Informationen zum Projekt gibt es unter www.kulturhistorisches-zentrum.de.