CDU-Fraktion der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe

Rede des personalpolitischen Sprechers der CDU-Fraktion, Marcus Stawars

(es gilt das gesprochene Wort)

Dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe fehlen allein bis zum Jahr 2033 rund 26.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nicht nur der LWL, der gesamte Arbeitsmarkt steht vor der allergrößten Herausforderung der Nachkriegsgeschichte. Es wird nicht die eine Lösung geben, wir müssen nach allen möglichen Stellschrauben schauen und sie dann in die richtige Richtung bewegen.
 

Eine Stellschraube ist zweifellos die Digitalisierung. Wir müssen die Digitalisierung mit aller Kraft vorantreiben. Ziel muss es sein Prozesse zu standardisieren und zu automatisieren. Auch müssen wir offen sein für die Nutzung der künstlichen Intelligenz. Doch auch bei einem raschen Ausbau und der effizienten Nutzung der Digitalisierung, wird die Rendite nicht dazu führen, dass wir 23.000 Kräfte beim LWL ersetzen können.

Die zweite Stellschraube ist die Personalgewinnung. Wir müssen in einem kontinuierlichen Prozess an unserer Attraktivierung als Arbeitgeber arbeiten. In Zukunft suchen sich nicht mehr Arbeitgeber Arbeitnehmer aus, sondern Arbeitnehmer suchen sich Arbeitgeber aus. Und dabei wird nicht ausschließlich das zu erzielende Gehalt maßgeblich für die Entscheidung des Arbeitnehmers sein. Das Angebot einer hoch qualifizierten Ausbildung, Trainee Programme, Quereinsteiger- Programme, Ausbildungsmarketing, Social Media Präsenz und durchlässige, endbürokratisierte Karrierepfade sind nur ein paar Punkte, die ich beispielhaft erwähne.

Die dritte Stellschraube wird die Bindung des bestehenden Personals sein. Heute wissen wir das Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine flexible Arbeitsgestaltung, hybride Arbeitsformen, interne Aufstiegsmöglichkeiten, die betriebliche Altersvorsorge und Benefits von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gewünscht werden. Wir müssen aber auch wissen, welche Erwartungen morgen und übermorgen vorherrschen, um uns mitarbeiterorientiert entwickeln zu können. Kontinuierliche Mitarbeiterbefragungen sind dabei unerlässlich. 

Von einer Arbeitsmarktpsychologin las ich jüngst, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selten das Unternehmen verlassen, vielmehr verlassen sie eine mangelnde Unternehmenskultur oder den Führungsstil ihrer Vorgesetzten.

Auch hier müssen wir sensibel sein und bleiben. An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei Herrn Dr. Lunemann und den Verantwortlichen der Verwaltung bedanken, dass diese Sensibilität vorhanden ist, und beim LWL einen hohen Stellenwert genießt.

Im Übrigen sind meine dargestellten Herausforderungen nicht nur in der Verwaltung des LWL zu sehen, sondern genauso bei den Leistungserbringern vor Ort. 

In unseren Werkstätten, den Kindertageseinrichtungen, der Psychiatrie und dem Maßregelvollzug machen sich Versorgungslücken mangels Personal zuallererst bemerkbar. Dies zeigt sich insbesondere in der medialen Berichterstattung aufgrund fehlender Kitaplätze.

Gut, dass sich das Ministerium mit der Fachkräfteoffensive für Sozial- und Erziehungsdienste auf den Weg gemacht hat.

In diesem Zusammenhang möchte ich an das von Herrn Dr. Lunemann angesprochene Gesellschaftsjahr erinnern, denn auch in der Pflege ist eine Offensive dringend erforderlich.

Wir müssen dringendst die häusliche Pflege attraktivieren, um unsere Systeme zu entlasten. Pflegende Angehörige müssen stärker unterstützt werden, und vor allem muss die Pflege entbürokratisiert werden, damit pflegende Angehörige mehr Freiraum erhalten.

Die Lösungsansätze der Verwaltung sind gut, werden aber allein nicht ausreichen. Der Gesetzgeber muss sich auch ehrlich machen. Gesetzesänderungen mit noch mehr Bürokratie und permanente Standarderhöhungen werden die Versorgungslücke nur noch größer machen. 

Der Goldstandard wird nicht mehr machbar sein. 

Lassen Sie uns gemeinsam an den Stellschrauben drehen, in der Verwaltung, im Ministerium und in der Politik. Und lassen Sie uns den Fachkräftemangel als Chance verstehen, um Digitalisierung zu pushen, zu entbürokratisieren und Integration zu verbessern.

Der LWL ist ganz sicher auf dem richtigen Weg und die CDU Fraktion wird die Verwaltung auf diesem Weg begleiten.